DIGITAL FUTUREmag: Eine aktuelle Studie von Forschern der Frankfurter Goethe-Universität zeigt auf, dass Homeschooling so effektiv wie Sommerferien ist. Was machen die Schulen falsch, wenn SchülerInnen sich beim digitalen Unterricht sogar zurück entwickeln und an ihre Bildungsstätte mit Frontalunterricht erst wieder gewöhnt werden müssen? Markus Brücklmeier: Die verbreitete Einstellung ist oft: Wie können wir die nachteile, die uns virtuelles Lernen bietet, ausgleichen? Die richtige Einstellung sollte sein: Wie können wir durch die Chancen, die uns virtuelles Lernen bietet, ein ganz neues Erlebnis schaffen? Interaktion, Individualität, Spaß und Spiel sind Faktoren, die Lernen nachweislich fördern. Diese Faktoren sind wunderbar durch virtuelles Lernen abzubilden. Die vielen verschiedenen Plattformen, welche es auf dem Markt gibt, haben uns gezeigt, wie schön es sein kann, ein virtuelles Lernerlebnis zu erreichen. natürlich malen aber im behördlichen Bereich die Mühlen etwas langsamer. Solche Prozesse schnell und effizient einzuführen ist eine große Herausforderung. Das ist uns bewusst. DIGITAL FUTUREmag: Warum ist digitales Lernen so unglaublich schwierig? Welche Grundparameter müssen stimmen, damit digitales Lernen erfolgreich wird? Jenny Poiger: Traditionelles und digitales Lernen unterscheiden sich. Es gelten ganz andere Gesetze. Versucht man, die Gesetze des traditionellen Lernens 1:1 auf die virtuelle Welt zu übertragen, ist es, als würde ich versuchen, in einem anderen Land Deutsch zu sprechen. Man kommt schon irgendwie durch - aber Spaß macht es nicht. Grundsätzlich gilt aber: Lernen braucht Aufmerksamkeit. Und die ist gar nicht immer so leicht zu bekommen, vor allem im digitalen Umfeld! Die Frage ist dann, was wünschen sich TeilnehmerInnen bei einem digitalen Training? Ein stundenlanges Starren auf PowerPoint-Folien? Vermutlich eher nicht. Da werden Kamera und Mikrofon ausgeschaltet und stattdessen lieber E-Mails beantwortet. Digitales Lernen ist erfolgreich, wenn TeilnehmerInnen im Mittelpunkt der Veranstaltung stehen. Das Stichwort lautet hier ganz klar Beteiligung. Wir erleben immer wieder, wie viel Engagement sie haben, wenn das Training abwechslungsreich, interaktiv und mit vielen praktischen Elementen ist. Sie wollen sich vielleicht sogar auch mal bewegen. 8 DIGITAL FUTUREmag Ausgabe 08/2021 Sie wollen alleine recherchieren, Aufgaben lösen, im großen und kleinen Kreis Diskurse führen. Sie wollen kleine Herausforderungen bewältigen oder sich mit den KollegInnen auf spielerische Weise Lösungen erarbeiten. So funktionieren wir als Menschen! Wir lernen, indem wir vielfältige Verknüpfungen mit verschiedensten Sinneseindrücken schaffen und so starke neuronale netze spinnen. Damit wird Information greifbar und auch nachhaltig behalten. Aber um auf die Frage zurückzukommen: Werden für eine digitale Veranstaltung der Lernstoff und die Information einfach in eine PowerPoint gepackt, dann wird es schwer mit dem nachhaltigen Lernen. Um den neuen Anforderungen gerecht werden zu können, müssen neue Wege gegangen werden. Dann klappt’s auch mit der Aufmerksamkeit und der Beteiligung und damit auch dem Lernerfolg der TeilnehmerInnen! DIGITAL FUTUREmag: In meinem eigenen Bücherschrank steht ein Ausgabe von Daniel Goleman, mit dem Titel EQ. Emotionale Intelligenz. Sie ist von 1998. Ich habe extra noch einmal nachgeschaut. Was ist das neue an Ihrem Konzept, wenn Sie Seminare, Workshops und Erlebnistrainings anbieten? Markus Brücklmeier: Das stimmt. Emotionale Intelligenz ist nicht neu. Vor allem, wenn man betrachtet, dass sie sogar schon im Jahr 1990 von Salovey und Mayer begründet wurde. Und ich würde sagen, dass wir sogar noch länger wissen, dass beispielsweise Selbstreflexion, Selbstmanagement und Empathie wichtige Fähigkeiten sind, um gut in einer Gemeinschaft mit anderen leben und arbeiten zu können. Soft Skills wie emotionale Intelligenz sind wichtig. Das ist vielen durchaus bewusst. Die Frage ist: Wird es denn in Unternehmen tatsächlich auch gelebt? Wir erleben in unserer täglichen Arbeit, dass Mitarbeitende diese Fähigkeiten bei KollegInnen und Führungskräften vermissen. Und seit dem digitalen Arbeiten im Home-office sind diese Kompetenzen sogar noch wichtiger geworden: Sowohl für die Leistungsfähigkeit als auch die Gesundheit aller ArbeitnehmerInnen! Das Bewusstsein darüber, was emotionale Intelligenz bedeutet und was es uns bringt, ist vorhanden. Gleichzeitig erleben wir, dass es immer noch an gelebter Praxis fehlt. Deswegen besteht unsere Innovation nicht im Inhalt, sondern in der Methodik. Mit uns verstehen TeilnehmerInnen nicht nur, was emotionale Intelligenz auf rationaler Ebene ist. Sie erleben, was es heißt, emotionale Intelligenz auszuüben, zu erfahren und ihren Beitrag zu einer