Stromversorgung, von Wasserwerken, Krankenhäusern oder auch in der Verwaltung allgemein von enormer Wichtigkeit für die Stabilität des Landes. Im kommunalen Bereich empfiehlt es sich dringendst, sich gegen Cyberschäden zu wappnen und entsprechende Vorkehrungen zu treffen. IT-SpezialistInnen sollten im Angriffsfall verfügbar sein, Notfallpläne sollten überprüft, Sicherheitskopien gemacht werden. Und natürlich gilt das erst recht für die Kommunikation. Gerade in Krisenzeiten ist eine stabile, sichere Kommunikation wichtig und die Videokommunikation ermöglicht eine ganz andere Qualität als nur ein Anruf. Per Telefon ist es z.B. sehr schwierig, der anderen Seite etwas zu zeigen oder gar gemeinsam an Anwendungen zu arbeiten. DIGITAL FUTUREmag: In einem viel beachteten Artikel der „Zeit Online“ war die Rede davon, dass es bereits in über 100 IT-Systemen gelungen ist, wichtige Daten von öffentlichen Einrichtungen zu verschlüsseln und Lösegeldforderungen zu stellen. Stehen Ihrer Meinung nach Städte und Gemeinden hier in einem besonderen Fokus der Hacker? Valentin Boussin: Das Beispiel des Landkreises Anhalt- Bitterfeld vom Juli 2021 zeigt auf, wie schnell es gehen kann. Mehrere Server des Landkreises wurden mit einer Schadsoftware infiziert und in der Folge wurden Daten verschlüsselt. Alle kritischen Systeme wurden offiziellen Angaben zufolge als Sofortmaßnahme vom Netz getrennt, um einen eventuellen Datenabfluss sofort zu unterbinden. Zwei Tage später entschied sich der Landrat, den Katastrophenfall auszurufen. Dass Kommunen tendenziell für digitale Angriffe verletzlich sind, ist nicht neu: Die IT-Abteilungen sind, gerade in kleineren Kommunen, oft verhältnismäßig klein und personell wie finanziell schlecht ausgestattet – gerade im Vergleich zu größeren Unternehmen oder dem Bund. Für eine komplexe Aufgabe, wie die IT-Sicherheit sind das, freundlich formuliert, keine idealen Voraussetzungen – vor allem nicht in einer Zeit, in der die Digitalisierung immer weiter fortschreitet und die Zahl der Angriffe auf IT-Systeme wächst. Gerade gewinnorientierte Cyberkriminelle tendieren oft dazu, mit geringem Aufwand schlecht geschützte Systeme zu attackieren. Die Auswirkungen können für die Städte oder Gemeinden gravierende Auswirkungen haben, bis hin zum Stillstand der gesamten Infrastruktur. DIGITAL FUTUREmag: Das Thema Videokonferenzen ist für viele Kommunen bezüglich der Abstimmung untereinander, aber auch mit Lieferanten, etc. zu einem wichtigen Kommunikationsmodul geworden. Warum ist es so gefährlich, herkömmliche Videokonferenzsysteme für den Einsatz im öffentlichen Dienst zu nutzen? Valentin Boussin: Bei der virtuellen Kommunikation geht es um den Schutz der persönlichen Daten, also die Einhaltung der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), um den Schutz von vertraulichen Inhalten, also der Verschlüsselung von Video, Audio und Daten sowie um die Sicherstellung, dass wirklich nur TeilnehmerInnen in einer Videokonferenz sind, die man auch dabei haben will. Die überwiegend aus den USA kommenden Videokonferenzanbieter sind seit dem sogenannten Schrems II Urteil des Europäischen Gerichtshofs aus 2020 nicht mehr datenschutzkonform. Der EuGH erklärte damit den Angemessenheitsbeschluss der EU-Kommission zum EU-US Datenschutzschild (Privacy- Shield-Beschluss 2016/1250) für ungültig. Dadurch wurde die Übermittlung von personenbezogenen Daten in die USA unter dem Datenschutzschild rechtlich nicht mehr zulässig. Auch wenn die Server dieser Anbieter in Europa oder Deutschland stehen, enthält die Software gemäß amerikanischer Gesetzgebung immer eine sogenannte „Backdoor“. Also eine Hintertür, über die amerikanische Geheimdienste ohne Gerichtsbeschluss und ohne Information der Betroffenen Zugriff auf die Inhalte bekommen. Somit laufen AnwenderInnen Gefahr, durch die Nutzung von US-Cloud-Anbietern gegen EU-Recht zu verstoßen. Die Aufsichtsbehörden weiten ihre Ermittlungen immer weiter aus. Hohe Bußgelder drohen. Des Weiteren bieten nahezu alle Hersteller keine standardmäßige Ende-zu-Ende-Verschlüsselung aller TeilnehmerInnen in Gruppenkonferenzen an. Die Verschlüsselung findet dort jeweils nur bis zum Server statt und der kann wiederum Angriffen ausgesetzt werden und dadurch die Inhalte der Kommunikation offenlegen. DIGITAL FUTUREmag: Worin unterscheidet sich Ihre Lösung konsequent von traditionellen Videokonferenzsystemen? Valentin Boussin: Tixeo hat von Anfang an auf eine Architektur gesetzt, die konsequent auf Datenschutz und Sicherheit (Secure by design) ausgerichtet ist und die Bedürfnisse der permanenten visuellen Kommunikation erfüllt. Die softwarebasierten Lösungen gibt es für alle gängigen Betriebssystem (Windows, Linux, Android, MacOS, IOS) und sie sind als Cloudlösung in einer öffentlichen, europäischen Cloud in Europa erhältlich. Aber auch in einer privaten Cloud oder als eigene Serverlösung im eigenen Rechenzentrum (on-premise). Für Dienstleister (IT-Zweckverband, Kommunale IT- Dienstleister, etc.) gibt es sogar eine sogenannte „Tixeo for Operator“ Lösung, die von diesen Dienstleistern genutzt werden kann, um Verwaltungen in ihrem Bereich hochsichere und datenschutzkonforme (DSGVO) Videokonferenzangebote mit eigenem Logo und in eigenen Farben anzubieten. www.digital-futuremag.de 13