einzigen Abteilung, umfasst im Idealfall aber langfristig das gesamte Ökosystem. Hier sind Unternehmen also gut beraten, einem Anbieter zu vertrauen, der nicht nur die passende Software, sondern auch umfangreiche Digitalisierungsexpertise mitbringt. Zusätzlich ist es wichtig, neben den Prozesseigentümern auch die IT, prozessbeteiligte Abteilungen sowie die wichtigsten Kooperationspartner aus dem Ökosystem einzubinden. Denn ein Papierprozess, der strukturell eins zu eins digitalisiert wird, ist keine Digitalisierung – er ist nur eine Verlagerung des Mediums, von Papier auf Pixel. Und das ist meist auch noch durch die hohe Individualisierung kostspielig. Ein so umgesetzter Prozess ignoriert die vielen Chancen, die die Digitalisierung und der Einsatz digitaler Medien und Prozesse – im Arbeitsalltag richtig gedacht – wirklich bieten: Hybride, nahtlose Zusammenarbeit jederzeit an jedem Ort, elektronische Unterschriften, automatisierte Workflows zum Beispiel bei Berechtigungsprozessen, Anbindungen an verschiedenste zusätzliche Datenquellen, Dunkelbuchungen, die keine menschliche Interaktion mehr benötigen – die Liste ist lang. Um diese immensen Vorteile vollends auszureizen, müssen Unternehmen gelerntes Prozessdenken ablegen und im Idealfall sogar ein kleines bisschen visionär werden. Dazu gehört, auch externe Parteien ins digitale System zu holen und diese nicht erst dann in den Prozess einzubinden, wenn intern die Punkte A bis Z abgehandelt wurden. Solch lineares Prozessdenken ist bei einem volldigitalisierten Ökosystem überholt. DIGITAL FUTUREmag: Wie sieht die aktuelle Situation im DMS-Markt diesbezüglich aus? Wie nutzen Unternehmen ihre DMS? Dr. Tobias Cohrs: Anders, als viele glauben, gibt es auch 2022 noch immer unzählige Unternehmen, die komplett auf papierbasierte Prozesse setzen oder gerade erst ihren ersten Schritt in die Digitalisierung wagen. Ein paar Meter weiter gibt es Unternehmen, die seit Jahren mit zumindest intern digitalisierten Prozessen arbeiten und sich fragen: „Was ist der nächste Schritt?“ Den Gedanken „Wie binde ich auch externe Stakeholder in meine digitalen Datenprozesse ein?“, haben dabei erst wenige. Wie weit Unternehmen bei der Digitalisierung ihres Ökosystems sind, hängt allerdings auch von Branchentrends ab. Das beste Beispiel sind öffentliche Behörden, die den Ruf haben, digitale Nachzügler zu sein. Insgesamt überwiegen die Unternehmen am unteren Ende des digitalen Fortschrittsspektrums. Anbieter digitaler Lösungen tragen eine Mitschuld daran. Denn es ist ihre Aufgabe, den Kunden bereits beim ersten Aufbruch in die Digitalisierung zu vermitteln: Da gibt es noch mehr. Das digitale Zielbild im Jahr 2022 geht weit darüber hinaus, Aktenschränke aus den Büros zu verbannen. Unternehmen müssen ihr DMS für ihr gesamtes Ökosystem öffnen, um langfristig im Wettbewerb bestehen zu können. DIGITAL FUTUREmag: Wie gelingt das konkret? Wie integrieren Unternehmen externe Parteien in ihre Prozesse und was müssen sie dabei berücksichtigen? Dr. Tobias Cohrs: Um die Prozesse im gesamten Ökosystem nahtlos zu gestalten, braucht es entsprechende Schnittstellen, ein klar definiertes Berechtigungsmanagement sowie weitere Technologien wie E-Signaturen, die DMS-Anbieter wie EASY als Teil ihres Lösungsangebots bereitstellen. Die größere Herausforderung ist, sämtliche Anwender bei den unterschiedlichen Parteien des Ökosystems mit den verwendeten Lösungen und Prozessen vertraut zu machen. Nur Lösungen, die einfach zu nutzen und noch einfacher zu erlernen sind, stoßen auf langfristige Akzeptanz. Im Idealfall erfolgt die Lernphase bereits on-the-fly während der Implementierung – oder die neue Lösung ist per Schnittstelle unauffällig in bestehende Legacy-Systeme integriert, mit denen Nutzer bereits vertraut sind. Ein weiteres Thema, das viele Unternehmen beschäftigt, ist der Datenschutz. Was passiert mit meinen Daten, wenn ich mein DMS für mein gesamtes Ökosystem öffne? Wie schütze ich diese sicher und kann gleichzeitig vernetzt arbeiten? Die gute Nachricht: Erfahrene DMS-Anbieter wissen exakt, welche Vorkehrungen sie treffen müssen, damit Daten sicher geschützt, aufbewahrt und, wo es nötig ist, anonymisiert werden. Dennoch muss dieser Aspekt im Projekt entsprechend priorisiert werden und ist kein Selbstläufer. DIGITAL FUTUREmag: Was sind die unmittelbaren Vorteile? Wieso sollten Unternehmen ihr DMS am besten bereits heute für ihr gesamtes Ökosystem öffnen? Dr. Tobias Cohrs: Unterm Strich führt jedes erfolgreiche Projekt dieser Art zu immensem Zeitgewinn, Kostenersparnissen und höherer Zufriedenheit unter allen Beteiligten. Wer in einem globalisierten Markt agiert, muss rund um die Uhr für seine Kontakte erreichbar sein. Digitalisierte Prozesse sind 24/7 einsatzbereit – sogar ortsunabhängig. Letzterer Vorteil wurde besonders während der Pandemie zu einem Lebensretter für etliche Unternehmen. www.digital-futuremag.de 33