Sicherheitslevel anstreben, das dann immer noch Welten über dem heute praktizierten Level liegt. DIGITAL FUTUREmag: Worin unterscheidet sich Ihre Lösung von den bisherigen Portallösungen? Georg Nestmann: Bisherige Lösungen gehen davon aus, dass die Übertragung zwischen den E-Mail-Servern per se unsicher ist. Sicherheit kann (in dieser Denkweise) also nur entstehen, wenn man den E-Mail-Kanal an sich umgeht, die Daten also z.B. über ein Webportal schickt. Das passiert in der Praxis natürlich nur dann, wenn NutzerInnen die Daten für wichtig genug halten, um ihrem Gegenüber den Portal- Login zuzumuten, sodass der Großteil der Mails weiter als „Postkarten-Mails“ übertragen wird. Unsere Lösung basiert demgegenüber darauf, dass die Übertragung zwischen den E-Mail- Servern durchaus abgesichert werden kann. Die Datenschutzaufsichtsbehörden selbst haben klare Kriterien definiert, wie die sog. Transportverschlüsselung technisch gemacht werden und das Empfangende System geprüft sein muss, damit auch Daten mit hohen Risiken versendet werden können. Dabei spricht man dann von einer „qualifizierten Transportverschlüsselung.“ Einzige Herausforderung: Noch nicht alle Empfänger-Server unterstützen das Verfahren. Unsere Lösung nutzt das Potenzial der qualifizierten TLS- Verschlüsselung dennoch aus, indem jede ausgehende Nachricht, bei der die Absicherung per qTLS möglich ist, mit dieser Technologie sicher übertragen wird. Für den Großteil der Mails – ca. 95% – funktioniert dies. Lediglich in den verbleibenden Ausnahmefällen muss z.B. mit einem Passwort als zusätzlichem Schutz gearbeitet werden, falls die Mail die entsprechende Risikostufe beinhaltet. Insgesamt entfällt also der überwiegende Teil des Aufwandes für die NutzerInnen. DIGITAL FUTUREmag: Erklären Sie uns bitte zumindest ansatzweise, wie das ganze technisch funktioniert. Georg Nestmann: Unser System, das comcrypto MXG, wird als ausgehender SMTP-Relay, also als Zusatz-Mailsystem des Absenders, in die Mailverarbeitung eingebunden und übernimmt dort die Rolle des letzten am Mailversand beteiligten System des Absenders. Man kann es sich als digitale Postausgangsstelle verbildlichen. Das Anbinden des neuen Systems ist für die IT-Abteilung keine große Aufgabe. Daraufhin durchläuft nun jede ausgehende Mail die neue Lösung MXG. Die Datenschutz- oder IT-Verantwortlichen unserer KundInnen definieren, von welchen Datenschutz- Risiken die Lösung ausgehen und was in den jeweiligen Fällen passieren soll. Das MXG überprüft dann bei jeder ausgehenden E-Mail, wie sicher die Übertragung auf der Server-zu-Server- Ebene gestaltet werden kann. Z.B. geht die Stärke der verfügbaren Verschlüsselungsalgorithmen des Empfängerservers und das dort verfügbare TLS-Zertifikat in diese Betrachtung ein, bei der alle Sicherheitsparameter daraufhin geprüft werden, ob nach aktueller Einschätzung des BSI eine ausreichende Sicherheit gewährleistet ist. Wenn ja, ist der Transportkanal sicher und die vorliegende Mail kann als „normale“ Mail, also für die NutzerInnen sofort lesbar, übertragen werden. Ansonsten werden die vorab festgelegten Verfahren genutzt. Es kann z.B. beim Absender nachgefragt werden oder die Lösung erzeugt automatisch eine mit Passwort geschützte Mail, die dann auch bei einem unsicheren Transportkanal dennoch sicher übertragen werden kann. Wir nennen dieses Prinzip der automatisierten Anpassung adaptive Verschlüsselung. DIGITAL FUTUREmag: Welche Voraussetzungen muss ich auf meinem Rechner oder auch auf meinem Server bereitstellen, um Ihr Tool korrekt einzusetzen? Georg Nestmann: Für die eigentlichen NutzerInnen und ihre Endgeräte gibt es keine Voraussetzungen. Sie empfangen und versenden ganz normale E-Mails über einen beliebigen E-Mail-Client. Damit die Anbindung unseres Systems funktioniert, muss es auf dem bestehenden E-Mail-Server möglich sein, eine sog. „Routing-Regel“ zu setzen, damit der E-Mail-Server ausgehende Nachrichten nicht mehr selbst versendet, sondern diese stattdessen an das MXG weitergibt. Das ist in den meisten Standard-Systemen, die in Unternehmen und öffentlichen Einrichtungen verwendet werden, problemlos möglich. DIGITAL FUTUREmag: Ab welcher Unternehmensgröße lohnt sich der Einsatz und gibt es Ihre Lösung bereits auch für kleine und mittelständische Unternehmen? Georg Nestmann: Da bereits im kleinsten geschäftlichen Kontext schützenswerte Daten entstehen, die per Mail kommuniziert werden, lohnt sich der Einsatz ab dem allerersten Postfach. Wir haben derzeit Kunden von 1 bis zu 15.000 Mitarbeitende. Unser Lizenzmodell ist entsprechend auch auf kleine oder Kleinstunternehmen ausgerichtet. DIGITAL FUTUREmag: Sie empfehlen den Einsatz insbesondere bei Unternehmen im Bereich Gesundheit, Finanzen, Wohnungswirtschaft und Berufsgeheimnisträger. Was ist Ihre Erfahrung aus den Gesprächen mit den www.digital-futuremag.de 37